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Neues vom Fantasten 3

Blinzelnd stellte ich fest, dass wir an einem völlig anderen Ort standen als vorhin. Eine unendlich scheinende, deprimierend leere und heiße Wüste aus Sand und Geröll erstreckte sich rings um uns. Es gab keine einzelne Sonne, stattdessen schossen von allen Seiten gleichzeitig unzählige grelle Lichtstrahlen auf uns herab. Es fühlte sich an wie auf einer besonders brutal ausgeleuchteten Bühne. Das Licht stach unangenehm in den Augen, so dass ich beinah automatisch eine Sonnenbrille aufsetzte. Mein Bruder trug ebenfalls ein solches Gerät und erinnerte mich daran, dass jeder von uns einen kleinen Teil der Fähigkeiten des anderen besaß.

„Cool“, sagten wir beide gleichzeitig und mussten kurz grinsen.

„Obercool“, erklang eine heisere, dennoch bekannt unangenehme Stimme vor uns. „Ich hätte nie gedacht, euch hier zu treffen ... ziemlich ungewohnter Anblick, aber irgendwie tröstlich, dass selbst IHR in der Lage seid, hierher zu finden.“

Black stand in der Mitte eines Quaders aus schimmerndem, durchscheinendem Material, der absolut nicht in diese Umgebung passte. Merkwürdigerweise wies er nicht die geringste Ähnlichkeit mit meinem eben vorgestellten Gefängnis auf, befand sich jedoch genau an der Stelle, wo dieses eben noch in meiner Vorstellung existiert hatte. Vielleicht WAR es dasselbe – nur komplett umgebaut für seinen neuen Insassen?

Der Schwarze Mann wirkte mehr grau als schwarz und kleiner als bei unseren letzten Begegnungen. Der fehlende Hut und seine leicht gekrümmte, verkrampft wirkende Haltung trugen viel dazu bei. Bei näherer Betrachtung schien er jeglichen Kontakt mit den Wänden seines Gefängnisses zu vermeiden. Doch dieses ähnelte einer zu niedrigen Telefonzelle und war so knapp bemessen, dass es ihm tatsächlich nur gelang, indem er leicht gekrümmt in der Mitte stand. Wenn das Wesen dort nicht ein wandelnder Albtraum gewesen wäre, hätte ich alles getan, um es sofort und auf der Stelle zu befreien.

Doch auch so wirkte der Schwarze Mann derart gequält, dass es mich zutiefst erschütterte. Ich hätte nie gedacht, dass es eine solch wirksame Grausamkeit gegenüber dem uralten, furchterregenden Geist geben könnte. Vor allem wäre es mir nie in den Sinn gekommen, dass Lu dazu fähig sein würde, ihn auf diese Weise zu foltern. Es bewies mir, wie weit sie ging, um ihre Wut an ihren Opfern auszulassen.

Sie bediente sich sogar der Macht, die sie am meisten verachtete.

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