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Neues vom Fantasten 6

Mittlerweile gab es so gut wie keine Helis mehr am Himmel, doch meine feinen Sinne bemerkten eine Passagiermaschine in einigen Kilometern Höhe, die in den nächsten Minuten unsanft den Boden erreichen würde. Sie war zu groß und zu weit entfernt, um sie auf die gleiche Art zu landen, wie einen Heli. Deshalb kam ich ihr mit meinem vorgestellten Fluggerät entgegen, um im richtigen Moment an Bord zu gelangen. Dazu genügte mir eine gedachte Türöffnung, die genau für den winzigen Augenblick existierte, den ich zum Durchqueren der Flugzeughülle benötigte.

Die beinah fünfhundert Menschen an Bord des Jumbos befanden sich je nach Charakter in Panik oder in einem tranceähnlichen Schockzustand, aus dem sie mein plötzliches Erscheinen nicht aufrütteln konnte. Erst als sich die Flugzeugnase scheinbar ohne fremdes Zutun sanft wieder hob, erwachten die Piloten aus der verzweifelten, hoffnungslosen Starre, in die sie verfallen sein mussten, als sie ihre Situation begriffen hatten. Die Köpfe fuhren herum, als ich wie selbstverständlich das Cockpit betrat und die Anwesenden freundlich grüßte. Der Copilot erkannte mich als erstes, lehnte sich erschöpft zurück und schloss die Augen.

„Gott sei Dank!“, murmelte er auf Spanisch.

Dann erst begriffen auch die Übrigen, dass sie gerettet waren und brachen in Jubel aus.

„Sagen Sie doch bitte den Passagieren, dass alles in Ordnung ist“, bat ich und deutete auf die Gegensprechanlage, die wie alle übrigen elektronischen Geräte an Bord ausgefallen war. Zögernd drückte der Mann im Pilotensitz den Knopf und krächzte in seiner Muttersprache, dass die Maschine unter Kontrolle war und auf dem nächsten geeigneten Flughafen notlanden würde. Erleichtert bemerkte er, dass seine Botschaft übertragen wurde und auch die Anzeigen vor ihm wieder funktionierten.

Aus der Flugkabine drangen Jubel und Beifall. Die Menschen lagen sich in den Armen oder weinten vor Erleichterung. Jetzt erst kamen einige auf die Idee, dass sie mich ja gesehen hatten und streuten die Botschaft, dass der Fantast sich an Bord befand. Schon bald summte das ganze Flugzeug vor Aufregung.

„Ich begreife nicht, wie Sie es machen, aber Sie sind unsere letzte Rettung, ein echter Schutzengel“, bemerkte der Funker. Er löste sich aus seinem Sitz, umarmte mich nach südländischer Art kurz, aber heftig und machte sich dann eifrig daran, Verbindung mit dem nächstgelegenen Tower aufzunehmen. Dank meiner Überbrückung funktionierte die bordeigene Elektronik zumindest temporär wieder und auch die Maschinen liefen gleichmäßig, als wären sie nie ausgefallen.

Der mit dem Schutzengel ist gut, den muss ich mir merken, kam Gabs amüsierter Kommentar. 

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