· 

Neues vom Fantasten 11

Der Patientin ging es körperlich schon besser. Sie war jetzt wach, doch sie wirkte seelisch noch immer völlig verstört und gebrochen, hatte mich nicht erkannt. Erst als sie ihren Sohn sah, glomm Begreifen in ihren Augen auf. Eine einzelne Träne rann die faltige Wange entlang.

„Du bist gekommen“, flüsterte sie, streckte eine zitternde Hand aus, um ihn zu berühren.

„Hi Ma“, begrüßte er sie rau, nahm ihre Hand, beugte sich über sie und küsste sie vorsichtig auf die Stirn „Wir bringen dich nach Kalifornien. Da ist es wärmer als hier, du hast mehr Gesellschaft und kannst diesen ganzen Mist hinter dir lassen ...“

Ich stand etwas abseits, um die Szene nicht unnötig zu stören. Meine Sinne waren wie üblich weit um uns ausgebreitet. So bekam ich rechtzeitig mit, wie sich zwei Jagdbomber im Tiefflug näherten. Blitzschnell stellte ich bei einem Check fest, dass sie scharfe Waffen an Bord hatten, die sie soeben genau in unsere Richtung abfeuerten!

„Das darf doch nicht wahr sein!“ Ein ziemlich unschönes Wort entfleuchte meinen Lippen.

„Was ist?“, fragte Piet hinter mir und blickte erschrocken auf.

„Lenk deine Ma ein wenig ab, es dauert noch einen Augenblick, bis wir los können ...“

 

Die konventionellen Explosivgeschosse zu entschärfen, bevor sie die Klinik und ein weiteres Gebäude mitten in der Innenstadt zerstören konnten, gelang mir ohne Probleme. Da die Aktion jedoch zu viel Konzentration erforderte, um gleichzeitig den Bomber zu kontrollieren, befand sich dieser anschließend bereits wieder außerhalb meiner Reichweite, so dass ich mich an die Verfolgung machte.

Per Überschall-Jet war es nicht weiter schwierig, die Maschine einzuholen und auf freiem Feld zum Landen zu zwingen. Die Besatzung sprach türkisch – was mir spanisch vorkam. Ich hatte die beiden Piloten bewegungsunfähig gemacht und auch dafür gesorgt, dass sie ihr Missgeschick nicht direkt an ihre Bosse weiterleiten konnten. Nun aber, da sie sich sicher am Boden befanden und ihre Maschine sich ohne den Check eines guten Technikers nicht mehr in die Lüfte erheben würde, knöpfte ich sie mir eingehend vor. Aus meiner Wut über die geplante Tat machte ich dabei keinen Hehl.

Dennoch brauchte es mehr als nur ein wenig Überredungskunst, um sie zum Sprechen zu bringen. Heldenhaft schwiegen sie sich aus – trotz des Wissens, dass sie mir in dem Moment auf Gedeih und Verderb ausgeliefert waren. Sie kamen mir vor wie Märtyrer, die selbst auf dem Schafott ihre Ideale nicht verrieten. 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0