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Neues vom Fantasten 13

Wir flogen nur zu zweit und Mary verriet mir die Zielkoordinaten erst beim Abheben.

„Aber das liegt ja mitten in New York!“

Meine Verblüffung war groß.

„Ja, das habe ich auch gedacht. Doch eigentlich ist es clever. An einem so gut überwachten und techniküberfrachteten Ort, wo sie sich theoretisch nirgends risikofrei bewegen kann, hätten wir sie als letztes vermutet. Einer meiner jüngsten Mitarbeiter hat zufällig alte Kontakte in NY aktiviert – Volltreffer! Vorhin erhielt er eine Rückmeldung von einem Hacker, der das Gesicht erst vor wenigen Stunden in der E-Bahn gesehen hatte. Daraufhin zogen wir sämtliche Register, überprüften Datenbanken und Aufzeichnungen im weiten Umkreis und stellten fest, dass sie erst diesen Nachmittag ein kleines Lebensmittelgeschäft betreten und dort per Scan bezahlt hat. Ebenso geschehen in einem Café mit Hotspot, wo sie sich – zwar gut verschlüsselt, aber dennoch nicht unsichtbar – ins Netz eingewählt und eine größere Menge Daten übertragen hat. Die Art der digitalen Informationen überprüfen wir gerade noch, doch ich wollte nicht warten, bis die Ergebnisse feststehen ... Vom Café aus hat sie das öffentliche Verkehrsmittel benutzt, um da auszusteigen, wo wir jetzt hinfliegen.“

„Ist schon genial, was ihr aller rausfinden könnt, wenn ihr wollt“, murmelte ich. „Der Mensch ist mittlerweile wirklich gläsern.“

Es erinnerte mich an einen uralten Film, in dem ein bekannter farbiger Schauspieler wegen Informationen gejagt wurde, die ihm unfreiwillig untergeschoben worden waren. Damals schien diese Art der Verfolgung und Aushorchung reine Zukunftsmusik, obwohl auch zu jener Zeit bereits eine Menge in der Richtung technisch machbar war.

 

Heutzutage gab es nur noch sehr wenige Menschen, die sich nicht durch das engmaschige Netz erfassen und durchleuchten ließen, das sich Zivilisation nannte. Es war groß in Mode, mit einem eintätowierten Barcode zu bezahlen, und die wenigen Leute, die dies nicht taten, wurden häufig schief angeschaut. Deshalb schien die Bezahlmethode „Scan“ sehr unauffällig. Ich benutzte sie nicht. Allein schon, weil ein Tattoo sich bei mir zwar problemlos anbringen ließ, es jedoch meistens über Nacht wieder verschwand, selbst wenn ich es behalten wollte. Zudem war und blieb es störend wie ein ständig juckender Mückenstich. Das Erinnerungsvermögen meiner Atome brachte halt gewisse Nachteile mit sich, was Veränderungen an meinem Körper betraf.    

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