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Neues vom Fantasten 14

Rasch trat ich zu Errol, legte ich ihm die Hände auf die Schultern und meinte leichthin: „Mir scheint, du hast dir `nen ordentlichen Sitzkater zugezogen. Darf ich dich etwas massieren? Das kann ich wirklich gut.“

„Sitzkater?“ Er lachte, ließ jedoch die Berührung zu und genoss sie. „Das Wort höre ich zum ersten Mal.“

„Echt? Wie viele Stunden hast du heute sitzend vor dem Rechner verbracht? Acht? Zehn?“

„Beinah zwölf, sechzig Minuten Mittagspause dazwischen. In der Zeit bin ich gejoggt ...“

„Immerhin. Ihr solltet alle zwischendurch etwas Gymnastik machen, um keine Bandscheibenvorfälle zu riskieren.“

Ich knetete ausgiebig die nur leicht verspannte Muskulatur des Sportlers, die keineswegs die typischen Symptome eines Sitzkaters aufwies.

„Wir haben hier bandscheibengerechte, haltungsfördernde Sitzmöbel und eine ergonomische Arbeitsplatzausstattung für alle Mitarbeitenden“, mischte sich Mary ein. Sie hatte meine Taktik durchschaut und gab Chap hinter Errols Rücken beinah wortlos Anweisungen. Dieser näherte sich mit aufnahmebereitem Scanner und hielt ihn so, dass der Untersuchte ihn nicht sah.

„Dann hattest du heute vielleicht einfach bloß Pech ... Magst du Musik beim Entspannen?“

Meine Kopfhörer lieferten zwar keine hörbaren Klänge, doch den gedachten Schallwellen verlieh ich direkt im Verarbeitungszentrum für akustische Signale die nötige Substanz, so dass unser Proband das leise Surren der Apparatur nah seines Hinterkopfes nicht bemerkte.

Da Chap rasend schnell arbeitete und die komplizierten Untersuchungen in nur wenige Minuten durchzog, schöpfte Errol keinen ernsthaften Verdacht. Schon war der Experte fertig, meine Massage zeigte perfekte Ergebnisse und der damit Verwöhnte konnte sich ohne Probleme wieder bewegen.

„Wow, das wirkt echt Wunder!“, strahlte er, während er sich ausgiebig reckte und streckte. „Du hättest Masseur werden sollen.“

„Im nächsten Leben vielleicht ...“

Er wandte sich suchend um. „Wo ist der Typ aus der Forschungsabteilung denn jetzt hin ... Chap heißt er, oder?“

„Er muss noch was auswerten“, gab ich fröhlich zurück und ignorierte Marys entsetzten Blick sowie ihr lautlos geformtes „Nein!“

„Auswerten? Was muss er denn ...“

Errol verstummte verwirrt und man sah deutlich, wie es in seinem schlauen Hirn arbeitete. Plötzlich wurden seine Augen groß und er sog heftig die Luft ein.

„Da ist etwas in meinem Kopf, richtig? Ihr habt mich reingelegt und abgelenkt, damit ich es nicht mitkriege ... sagt schon!“ 

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