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Neues vom Fantasten 16

Sie beendete die Verbindung und drehte sich lächelnd zu mir um.

Ich stand bereits eine ganze Weile im Raum und beobachtete sie. Nicht heimlich – das wäre mir nicht gelungen, selbst wenn der sichtbare Teil von mir draußen gewartet hätte. Aber doch so unauffällig, dass ich sie nicht ablenkte. Sie hatte sich in den letzten neun Jahren mindestens zu einer ebenso hübschen, lebhaften jungen Frau entwickelt, wie sie die Welt früher glauben ließ. Nur mit ihrer Körpergröße hatte sie damals etwas untertrieben, denn wir befanden uns im Stehen ziemlich genau auf Augenhöhe. 

„Na, hast du schon alles erledigt für heute? Ich war überrascht, dass du gesagt hast, du bringst mich. Es schien so viel zu tun ...“

„Ich hoffe, dass es das erst mal war“, gab ich seufzend zurück. „Der Aufstand in Tel Aviv ist zumindest für heute ausgesetzt, Ankara steht noch halbwegs, die Menschen in Addis Abeba haben wenigstens für die nächsten Tage wieder Trinkwasser und das Kraftwerk in Frankfurt ist erneut in Betrieb. Ach ja, und Melbourne hat zugesagt, das Abkommen bezüglich der erweiterten Naturschutzgebiete zu unterzeichnen. Da wollte ich eigentlich nicht persönlich hin, doch Missy hat derart gebettelt, dass ich nicht anders konnte ...“

Debbie lachte schallend. „Du musst völlig groggy sein! Und da möchtest du mich noch nach Mexiko bringen? Wir sollten bald starten ...“

„Keine Sorge, du kommst nicht zu spät. Geh ruhig noch duschen oder mach dich ausgehfein. Es reicht, wenn wir fünfzehn Minuten vor Beginn da sind, oder?“

Amüsiert beobachtete ich ihren erstaunten Gesichtsausdruck. Die Überraschung hatte ich mir extra für diesen Augenblick aufgespart und musste gestehen, dass ich es sehr genoss. Es geschah nicht oft, dass ich meine Schwester derart überrumpeln konnte. Natürlich hielt ihre Verblüffung nicht lange an und wich einem gefährlichen Funkeln in ihren Augen.

„Du hast mir nicht doch nichts verheimlicht, oder?“

„Öhm – nur ganz wenig. Ich wollte es erst perfektionieren. Aber jetzt weiß ich, wie sie es macht.“

„Aha – endlich!“

Es klang erleichtert und auch erfreut, denn mit den Worten vermittelte ich ihr in Kurzform die Lösung des Rätsels. 

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