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#Schreibmitmirwohinduwillst - Challenge 1

Unter dem Hashtag fand zwei Wochen lang eine Challenge statt, bei der 7 Autorinnen je eine Geschichte schreiben mussten, höchstens 1000 Wörter lang, in der 7 Begriffe (einer pro Autorin, selbst gewählt) vorkommen mussten. Die 7 Wörter waren: 

 

- Rabenfeder

- Monster

- Katzenpfote

- Glückskleeblatt 

- Froschlaich

- Reissack 

- verhext

 

Hier meine Lösung!

 

Was machen die Spinnen im Staubsaugerbeutel?

von Michaela Göhr

 

Neulich saugte ich nach einer gefühlten Ewigkeit mal wieder die Wände des unteren Badezimmers ab. Von Zeit zu Zeit war dies dringend notwendig, da unsere achtbeinigen, zahlungssäumigen Untermieter sonst die Oberhand gewannen und den Laden komplett übernahmen. Während der Apparat die kleinen Monster samt ihren Baukunstwerken hübsch nacheinander wegschlürfte, kam mir der Gedanke, was sie wohl im Bauch des dröhnenden Ungetüms anstellen würden.

„Vielleicht veranstalten sie da drin eine Party“, murmelte ich zu mir selbst und kratzte ein wenig Froschlaich aus der Badewanne, in die sich nie jemand verirrte – außer Spinnen und scheinbar seit neustem ein schleimiger grüner Hüpfer. Den Verursacher der Schweinerei entdeckte ich nirgends, dafür jedoch ein Glückskleeblatt, das unter dem Fenster wuchs. Natürlich begrünte ich die Fensterbänke meines Badezimmers nicht freiwillig (obwohl es raumklimatechnisch eventuell gar nicht mal verkehrt gewesen wäre), doch durch die Kellerlage des Raumes gelangten schon mal Pflanzensamen und Erde hinein.

Wenn man wie ich ein absoluter Putzteufel war, der in regelmäßigen Abständen überall für Ordnung sorgte, hatte das Grünzeug kaum eine Chance. So entfernte ich bedauernd das seltene Exemplar, gemeinsam mit seinen zwei Dutzend gewöhnlichen, dreiblättrigen Artgenossen und dem winzigen Biotop, das sich drum herum angesiedelt hatte. Ich stopfte die Pflanzen und Erde in den eigens dafür mitgebrachten leeren Reissack, fegte die Blätter des kleinen Ahorns zusammen, die im letzten Herbst hereingeweht worden waren, und zupfte einige Haselnussschalen aus der Haarbürste. Im Lichtschacht vor dem Fenster musste sich eins unserer vielen Garten-Eichhörnchen einen Wintervorrat angelegt haben, denn die Überbleibsel seiner Mahlzeiten fand ich im gesamten Bad verstreut. Während ich sie zusammenkehrte, entdeckte ich hinter dem Klappdeckeleimer, halb unter dem Klobürstenhalter eingeklemmt, eine große Rabenfeder. Dies wunderte mich nun doch etwas. Raben hatten wir normalerweise weniger in der Nachbarschaft. Eher Elstern, Krähen, Amseln sowie einige Eichelhäher. Abgesehen natürlich von den Katzen, gelegentlich vorbeischauenden Rehen, Igeln und den Füchsen, die sich bei uns eh gute Nacht sagten.

Die Feder lenkte mich wirkungsvoll von meinem Spinnenproblem ab, das sich mittlerweile komplett im Inneren des Elektrogeräts aufhielt, vermutlich gerade die Girlanden aufhängte und die Partybeleuchtung anschloss.

Bei genauerem Hinsehen erspähte mein bebrilltes Adlerauge in der Nähe der Feder einige Katzenhaare sowie den deutlichen Abdruck einer Katzenpfote neben einer kaum eingetrockneten kleinen Blutlache. Welches grausige Verbrechen hatte hier vor nicht allzu langer Zeit stattgefunden? Und wer war das Opfer?

Das Fenster stand wie immer auf Kippe. Eine schlanke Katze könnte sich durch den Spalt gequetscht haben, auch dem Vogel traute ich dies zu. Doch wie waren sie dieser Falle wieder entkommen? Selbst wenn sich der Sieger des Zweikampfes vom Verlierer sowie von Spinnen und einem Frosch ernährt hatte, mussten in den Katakomben unseres Kellers ein Haufen Federn und eine Katze zu finden sein, oder ein Rabe flatterte in diesem Augenblick irritiert und hoffnungslos durch die dunklen Räume, während in irgendeiner Ecke ein halb verzehrter Katzenkadaver vor sich hin rottete. Letzteres bezweifelte ich eher, da es keinerlei Schleifspuren auf den Fliesen gab.

Todesmutig wagte ich mich einige Minuten später mit Handfeger und Dreckschippe sowie einer Taschenlampe bewaffnet die Treppe hinab.

Kein gigantischer Vogel flog mir krächzend entgegen, kein Fellbündel huschte an mir vorbei zum Ausgang. Weder Federn noch Leichengestank empfingen mich, nur der übliche Duftcocktail aus Holzstaub, schmutziger Wäsche und Terpentin. Durch den Dschungel abgestellter Kleinigkeiten kämpfte ich mich bis in die hintersten Winkel vor, doch es war wie verhext: Weder Täter, Opfer noch weitere Spuren eines Gewaltverbrechens ließen sich finden.

Während ich darüber nachgrübelte, überraschte mich die Lösung meiner Ursprungsfrage bei der Rückkehr zum achtlos auf dem Badezimmerteppich liegengelassenen Staubsauger.  Mit heimlichem Vergnügen beobachtete ich ein achtbeiniges kleines Etwas, das sich aus dem Ansaugschlitz quetschte und eilig über den Teppich huschte, um dann blitzschnell in einer Ecke unter dem Waschbecken zu verschwinden.

Kurz darauf erfuhr ich, dass mein Sohn auf dem Spielplatz eine Rabenfeder gefunden und mein Mann sich gestern beim Versuch, eine Nachbarskatze im Bad einzufangen, den Zeh an einer scharfkantigen Haselnussschale aufgerissen hatte.

 

Aha. Somit konnte ich die meisten Rätsel als gelöst abhaken. Nur den Frosch habe ich bis heute nicht aufgespürt.

 

Für diejenigen, die gern alle 7 Geschichten auf einmal lesen möchten (gemütlich auf dem Sofa am besten) gibt es sie als Download für den e-Reader! 
Hier der Link für mobi.

Hier der Link für epub

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