· 

Die Welt des Fantasten - Teil 4

#WeltderWoche Die Welt des Fantasten - Teil 4

 

Wie versprochen folgt heute ein kleiner Einblick in die weitere Entwicklung der fantastischen Weltanschauung.

 

In Band 2 kommt Simon erstmals in Kontakt mit der Welt „hinter“ der unseren, zunächst nur flüchtig, dennoch hinterlässt jede Begegnung bleibenden Eindruck bei ihm, verändert und erweitert seine Sicht auf die Dinge ein wenig. Hier seine allererste Erfahrung im Jenseits.

 

Ich schwebte auf ein Licht zu, leicht und gewichtslos. Ich war weniger und zugleich mehr als jemals zuvor. Dort in dem Licht wartete jemand auf mich. Der Erste der Großen sah mich an. Er war mir vertraut, war mein Bruder. Er hatte mir gerade die Kraft gegeben, meinen Weg bis zum Ende durchzuhalten. Und nun stand er vor mir.

„Bin ich tot?“, fragte ich. Dämliche Frage. Natürlich war ich tot. Trotzdem musste ich es genau wissen. Denn irgendwo hegte ich noch den winzigen Funken Hoffnung in mir, dass dies hier nicht so endgültig sein könnte, wie es schien.

„Nur, wenn du dich dafür hältst“, war die merkwürdige Antwort.

„Hmm?“

„Nun, du bist der Fantast“, lächelte die Gestalt vor mir. „Deine Vorstellung gilt ... Aber ich glaube, du möchtest noch gar nicht hier sein.“

„Nein, natürlich nicht! Da gibt es noch ein paar Leute, die mich brauchen und Dinge, die ich gern zu Ende bringen würde.“

„Nun, ich brauche dich auch noch. Also lass dich nicht aufhalten“, sagte er und gab mir die Hand. Die Berührung war wie ein Heimkommen, die Erfüllung einer Sehnsucht und gleichzeitig elektrisierend wie ein Blitzschlag.

„Hol Ra nach Hause ...“, hörte ich noch. Dann war ich zurück in meinem Körper, spürte meinen Pulsschlag und Nässe auf dem Gesicht.

 

 

In Band 3 trifft Simon auf Gegner, denen er trotz seiner gewaltigen Vorstellungskraft nicht gewachsen ist, da sie aus einer Welt stammen, in der auch der Fantast nur ein Rädchen im Getriebe ist. Hier ein Ausschnitt aus der Begegnung mit einem von ihnen – dem Schwarzen Mann.

 

Er packte nach mir, ich wich aus. Zwar mühelos, aber dennoch nur als Reaktion auf seinen Angriff. Er ließ sich davon nicht beirren, folgte mir und drängte mich dabei zurück. Fieberhaft überlegte ich, wie ich ihn lange genug daran hindern konnte, mich zu berühren, um mir eine sinnvolle Taktik auszudenken. Immer wieder hielt ich ihn auf, platzierte gedachte Mauern, Gegenstände oder Zäune zwischen uns. Sogar verletzende Dinge erdachte ich: Stacheldraht, Eisenspitzen, glühend heißes Material. Aber auch damit wurde er fertig - und zwar zunehmend schneller. Bald war ich so weit, mir Waffen auszudenken. Wie ich zuvor bereits vermutet hatte, blieben sie wirkungslos.

Seine Angriffe kamen erbarmungslos und ich spürte die Kraft, die dahinter steckte sowie eine Art kalten Triumph, eine Siegessicherheit, die meine eigene Unsicherheit vergrößerte. Wie sollte ich damit fertigwerden? Von wegen Kinderschreck - dies war ein ausgewachsener, äußerst bösartiger Killer! Und er war viel stärker als ich. Keiner meiner kläglichen Versuche, mich zu wehren, zeigte mehr den geringsten Erfolg. Seine Überraschung vom Anfang war nur gespielt gewesen. Er hatte mich in Sicherheit gewiegt, um seinen Vorteil nun umso mehr auszukosten. Jede Attacke, jeder Versuch, mich zu berühren, brachte mich in größere Bedrängnis. Ich keuchte mittlerweile vor Anstrengung, mein rasender Pulsschlag ließ sich nicht kontrollieren. Die Symptome waren so real, dass sie mich völlig im Griff hatten. Angst durchzuckte mich wie ein lähmendes Gift. Sie ließ meine Hände zittern, verlangsamte die Reflexe, trübte den Blick. Ich würde es nicht schaffen - niemals ...

 

 

In Band 4 lernt Simon nicht nur seine stärkste Widersacherin kennen, sondern wird mehrfach Opfer ihrer boshaften Pläne. Außerdem erhält er seine Erinnerung zurück, aber das ist wieder eine andere Geschichte. Hier ein Ausschnitt aus einer schicksalhaften Begegnung.

 

Es war eine Falle gewesen. ALLES. Sie hatte mit mir gespielt, nichts weiter. Der Hauptkommissar war Mittel zum Zweck, ein Spielzeug, das man wegwarf, wenn es kaputt war. So wie jeder Mensch, der dumm genug war, sich mit ihr einzulassen. Ich stöhnte. Mein Körper war noch immer gefangen, aber meine Vorstellung ließ sich nicht aufhalten, nach Annie zu sehen. Unser Kind lag fröhlich strampelnd auf der Spieldecke im Nebenraum, wo wir es gelassen hatten.

„Meinst du wirklich, du kannst sie vor mir beschützen, Mic? Allein? Niemals … Und die Hilfe, die du dir erhoffst, wird nicht kommen. Nicht jetzt.“

Ihre Stimme klang direkt neben meinem Ohr, als würde sie mir hineinhauchen. Ihr Atem war heiß, ließ mich erschauern. „Gib sie mir und sie wird leben. Das verspreche ich dir.“

„Nein“, ächzte ich mühsam. „NIEMALS!“

Das letzte Wort schrie ich verzweifelt hinaus. Jede Silbe war ein Hilferuf, der wie ein verächtlicher Spottruf zu mir zurück echote. Mit eisigem Grauen erkannte ich, dass sich um uns nicht mehr das gewohnte Nichts erstreckte, so hell, freundlich und vertraut. Dieses Nichts war völlig anders - eher unheimlich, beängstigend. Ich war auf der anderen Seite. Die unumstößliche Gewissheit hatte mich erfasst und drohte mich zu überwältigen.

„Wehr dich nicht“, flüsterte mir ihre sanfte, kalte Stimme ins Ohr. „Du weißt selbst, dass es keinen Zweck hat, mir widerstehen zu wollen ... du bist jetzt bei mir. Niemand von ihnen wird dich hören. Ah, darauf habe ich lange gewartet – zu lange ...“

 

 

Aus Band 5 eine der vielen Erinnerungen, die den Helden der Geschichte nach und nach „überfallen“, diesmal die an einen Freund. Allerdings werden im finalen Band seine komplette Weltanschauung sowie sämtliche Werte in Frage gestellt.

 

Wo sollte ich anfangen? Vielleicht damit, dass er dort stand ... und doch nicht. So wie er sich niemals komplett und ausschließlich an einem einzigen Ort aufhielt. Er war die Verbindung, der Schlüssel, der Weg zur Quelle. Und ihre Stimme. Er schlief nie, machte keine Pausen, war ständig unterwegs, hatte doch immer Zeit. Er war Gabs und mein Bruder – und gleichzeitig unendlich viel mehr als das. Wir stellten seine Arme und Hände dar, er verband uns unablässig mit dem Strom aus reiner Energie, der ihn durchfloss. Selbst in der Zeit, als wir kein Wort von ihm vernommen hatten, war er da gewesen, hatte uns keinen Augenblick unbeobachtet gelassen – auch nicht an dem schrecklichsten Ort, den ich mir vorstellen konnte. Er hatte dem Plan auf die Sprünge geholfen, nach dem ich leiden sollte, dafür jedoch einer geschundenen Seele die Freiheit schenkte. Er hätte den Prozess sicherlich ebenso gern beschleunigt wie ich, doch Black musste den Weg zu mir aus eigener Kraft finden, genau wie die richtigen Worte.

Mein Wissen ging noch viel weiter, tiefer, durchbohrte mich mit einem Schmerz, den ich nicht fühlen wollte, für den ich niemals bereit sein würde. Nein, stöhnte ich innerlich, das kannst du nicht von mir verlangen!

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0